Armut
Auch in einer der reichsten Nationen der Welt leben Millionen Menschen, die von Armut betroffen oder bedroht sind. Dies bedeutet, dass die Betroffenen im Vergleich zur übrigen Bevölkerung mit erheblichen Einschränkungen leben müssen.
Von Armut bedrohte oder betroffene Menschen wenden den größten Teil ihres Einkommens für die Sicherung elementarer Lebensbedürfnisse auf. So bleiben Ihnen für den Kauf von Lebensmitteln oft nur wenige Euro pro Tag, die für sämtliche Mahlzeiten ausreichen müssen. Das führt dazu, dass sich Bedürftige frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Milchprodukte, nur selten leisten können. Auch für soziale Aktivitäten bleibt oft nur wenig oder gar kein Geld übrig.
Zu den Folgen gehören z. B. Mangelernährung, eine hohe Krankheitsanfälligkeit, soziale Isolation und möglicherweise Suchtprobleme.
Die Tafeln in Deutschland setzen sich dafür ein, die Folgen der Armut etwas zu lindern und den Betroffenen den Alltag somit etwas zu erleichtern.
Definition der Armut
Unterschieden wird zwischen absoluter und relativer Armut.
Absolut arm ist laut Definition, wem weniger als 1,25 U$ Dollar pro Tag (je nach Wechselkurs, ca. 1,10 EURO) zur Verfügung steht.
Laut Armutsbericht von 2018 des Paritätischen Gesamtverbands sind über 13,7 Millionen Menschen in Deutschland arm, wobei fast ausschließlich relative Armut vorherrscht.
Relativ arm ist, wer im Verhältnis zum Wohlstand der übrigen Bevölkerung seines Landes wesentlich weniger Geld zur Verfügung hat und somit auch von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen ist.
In Deutschland gilt als
- armutsgefährdet, wer 60 %
- relativ arm, wer 40 %
des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens zur Verfügung hat.
Studien haben gezeigt, dass die Schere zwischen ärmeren und reicheren Menschen zu einer immer größeren Unzufriedenheit bei den Armen und damit zu sozialen Problemen führt.
Armutsrisiken und armutsgefährdete Bevölkerungsgruppen
Das Risiko, arm zu werden oder zu bleiben, ist in erster Linie an eine Erwerbstätigkeit geknüpft und von der eigenen Gesundheit abhängig. Hinzu kommt, dass je geringer der Bildungs- und Ausbildungsstand sind, desto größer das Risiko, in Armut abzugleiten ist, denn diese Faktoren entscheiden mit über den Erwerb einer gut bezahlten Arbeit.
Wenn Menschen in die Armut rutschen, kommen oft mehrere Faktoren zusammen. Dies können sein: Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen, unsichere Wohnverhältnisse, Schulden, chronische Krankheiten, psychische Probleme und/oder soziale Ausgrenzung.
Doch wer erst einmal auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, hat es oft schwer, sich aus dieser Abhängigkeit wieder zu befreien.
Zu den betroffenen Bevölkerungsgruppen gehören:
Menschen mit geringem Bildungs- und Ausbildungsstand
Ohne eine gute Schul- und Berufsausbildung sind die Chancen eine Arbeit zu finden, von der Menschen vernünftig leben können, schlecht. Hinzu kommt, dass Bildungschancen „sozial vererbt“ werden, was die Abhängigkeit von Unterstützung in betroffenen Familien (Armutsspirale) verstärkt und der Einzelne es schwerer hat, daraus herauszukommen.
Arbeitslose und deren Angehörige, d. h. 2/3 der von Armut Betroffenen
Mit fast 60 % ist dies die größte Gruppe der von Armut betroffenen Menschen. Ein Arbeitsplatzverlust ist damit eine der Hauptursachen für Armut in Deutschland.
Geringverdiener
Geringverdiener gehen zwar arbeiten, sind aber aufgrund ihres geringen Einkommens auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Senioren mit geringer Rente, d. h. knapp ¼ der Kunden
Durch die im Durchschnitt längere Lebenszeit der Menschen und die geringere Sicherheit des Erhalts einer ausreichenden Rente im Alter trotz vieler Jahre der Arbeit, sind immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen.
Deshalb müssen immer mehr Ältere zusätzlich zur Rente Geld verdienen, um die notwendigen Dinge des Lebens zu bestreiten. Bereits heute arbeiten knapp 1 Mio. Menschen über 65 Jahre, davon über 760.000 in Minijobs.
Alleinerziehende und deren Kinder, d. h. fast 1/5 der Kunden
Fast 40 % der Alleinerziehenden sind auf staatliche Grundsicherung angewiesen, da es wenig Teilzeitarbeit und dann oft nicht zu guten Konditionen gibt und die Väter der Kinder oft keinen oder nur geringen Unterhalt zahlen.
kinderreiche Familien
Das Armutsrisiko steigt mit jedem Kind. Insbesondere Familien mit drei und mehr Kindern sind von Armut betroffen.
Kinder, d. h. 1/3 der Kunden
Laut einer Studie des Kinderhilfswerks ist jedes sechste Kind in Deutschland auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Laut Zahlen des Statistischen Bundeamtes sind in Deutschland 19,3 % der unter 18-Jährigen von Armut bedroht und über 15 % aller Kinder und Jugendliche sind sogar von Einkommensarmut betroffen. Sie leben in Familien, die mit weniger als 60 % des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens auskommen müssen oder staatliche Grundsicherung beziehen.
Besonders gefährdet sind Kinder, deren Eltern ein zu geringes oder kein Einkommen haben. Dies sind in der Regel,
- Kinder, deren Eltern arbeitslos sind,
- Kinder alleinerziehender Eltern,
- Kinder mit mindestens zwei Geschwistern und
- Kinder mit geringqualifizierten Eltern.
- Flüchtlinge und Migranten
- chronisch Kranke und Behinderte
Ein Durchbrechen des Armutskreislaufs
This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license. Autor: Marc Rentschler
Dies bestätigen wissenschaftliche Studien: arme und armutsbedrohte Kinder und Jugendliche sind häufiger materiell unterversorgt (haben z. B. eher gebrauchte statt neuer Kleidung und Spielsachen), sind sozial isoliert (können z. B. weder Schwimmbad- noch Kino- oder Theaterbesuch mit Freunden wahrnehmen), sind gesundheitlich beeinträchtigt (mangelhafte Ernährung, häufiger erkrankt und damit verbunden eine geringere Lern- und Leistungsfähigkeit) und haben überdurchschnittlich oft Gewalterfahrungen gemacht.
Dies führt zu einer schlechteren Ausbildung und damit schlechten Startchancen für die Zukunft (geringeres Einkommen und Ersparnisse). Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Risiken später oft an ihre eigenen Kinder weitergegeben werden. Hinzu kommt, dass in Deutschland die Aufstiegschancen eines Kindes aus schwierigen sozialen Verhältnissen deutlich schlechter als im internationalen Vergleich sind.
Neben der Unterstützung und finanziellen Entlastung dieser Haushalte durch die Lebensmittelausgabe bietet die Tafel Büdingen in der Kindertafel dienstags und donnerstags Schulfrühstück an.